In meinen Vorträgen über die Zukunft erkläre ich dass wir dank der neuen Technologien insbesondere in der Medizintechnik, immer gesünder leben werden und unser Durchschnittsalter weltweit weit über 100 steigen wird.
Kombiniert mit der wachsenden Weltbevölkerung die Berechnungen zu Folge im Jahr 2064 mit fast 10 Milliarden Menschen ihren Höchststand erreichen wird. Ist es natürlich berechtigt wenn meine Zuhörer Fragen Wovon sollen sich alle die Menschen ernähren? Insbesondere wenn fast 70 % der Weltbevölkerung in Städten leben werden. Wie und wo werden die Unmengen an Lebensmittel produziert?
Eine Technologie die jetzt schon verfügbar und zur Anwendung kommt ist die Vertikale Landwirtschaft, besser gesagt der vertikale Ackerbau oder auf englisch Vertical Farming. Plenty aus San Francisco ist ein Tech-Startup, das sich dem dem vertical Farming Verschrieben hat. Die Farm des Unternehmens produziert genug, um 360 Hektar typisches Ackerland zu bewirtschaften - und das mit nur einem Hektar vertikaler Landwirtschaft.
Es scheint ein geeignetes Mittel zu sein, um vor allem in Dicht besiedelten Gebieten diese zu versorgen - und zwar ohne den massiven CO2-Fußabdruck, der durch den Transport von Lebensmitteln von weit entfernten Farmen entsteht. Eine Vertical Farming Farm wie die von Plenty produziert etwa 400 Mal mehr Lebensmittel pro Hektar als die herkömmliche Landwirtschaft und das auf wie eben gesagt auf 1% der Fläche.
Neben der beeindruckenden Lebensmittelproduktion wird die Produktion auch mit Robotern und künstlicher Intelligenz gesteuert.
Was kann KI also für die Landwirtschaft tun? KI wird eingesetzt um den Wasserverbrauch, das Licht und die Temperatur der Umgebung zu überwachen, in der die Pflanzen wachsen. Im Laufe der Zeit lernt die KI, wie sie die Pflanzen schneller und in besserer Qualität anbauen kann, indem sie die Auswirkungen dieser Variablen vergleicht. Dies ist nicht nur gut für die Qualität der Lebensmittel, sondern hilft auch, Ressourcen zu schonen. Vertikales anbauen, KI und Robotik ermöglichen es, dass 99 % weniger Land und 95 % weniger Wasser zum herkömmlichen Ackerbau verbraucht werden.
Die Technologie bedeutet auch, dass neben der deutlich gesteigerten Lebensmittelproduktion, Pflanzen ohne den Einsatz von Pestiziden und ohne das Risiko von extremen Wetterbedingungen produziert werden können. Pflanzen können außerhalb der Saison in der Nähe des Wohnorts angebaut werden, ohne den CO2-Fußabdruck des Transports zu erhöhen. Externe Faktoren, mit denen die traditionelle Landwirtschaft konfrontiert ist, sind entweder nicht mehr relevant oder nicht mehr so nachteilig für die Nahrungsmittelproduktion.
Das ist das Beste aus beiden Welten: bessere Lebensmittelqualität bei geringerem Ressourcenverbrauch.
Ich glaube, dass die vertikale Landwirtschaft und die Technologie, einige wichtige Vorteile für die Welt hat. Wenn man eine Nation auf dieser Welt sind, die eine begrenzte Lebensmittelsicherheit hat, muss man alles importieren, der Wert der Lebensmittel ist ganz anders als in Ländern mit viel Flächen für Agrarwirtschaft. Die Kosten sind höher, die Qualität schlechter. Vertikaler Landbau sorgt für Unabhängigkeit und Kontrolle.
Als ich vor drei Jahren in meinem Vortrag „Leben 2025 - das bringt uns die Zukunft“ von der Zukunftsvision des Vertical Farmings sprach, schüttelten viele den Kopf.
Das Start-Up Plenty wird bereits 2021 mit seine Produkten in 430 Geschäften in ganz Kalifornien vertreten sein und plant, weitere vertikale Farmen in den USA und im Ausland aufzubauen.
Die jüngste Investitionsrunde brachte dem Unternehmens 400-Millionen-US Dollar ein und unter den Investoren waren so illustre Namen wie Jeff Bezos von Amazon, Eric Schmidt von Google und der Investitionsfond von SoftBank
Eine weitere Quelle um die Ernährung der Welt zu ermöglichen werden zukünftig Fermantations-Produktionszentren sein.
Hier ist im besonderen das finnische FoodTech-Startup Solar Foods interessant. Es hat ein Verfahren entwickelt, um aus CO2 aus der Luft und Mikroben ein Proteinpulver zu fabrizieren namens „Solein“. Es ähnelt im Aussehen und Geschmack Weizenmehl und kann als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden. Da es einen sehr hohen Eiweißanteil von über 50 Prozent hat, wird es auch als Sojaersatz angesehen bzw. als Alternative zu tierischem oder pflanzlichem Eiweiß.
Ein Nahrungsmittel also, das aus Luft, Bakterien und der Energie der Sonne hergestellt wird. Vom Prinzip her ähnelt die Herstellung dem Bierbrauen oder Weinkeltern. Bodenbakterien werden im Bioreaktor mit CO2 und Stickstoff aus der Luft sowie mit Wasserstoff und Mineralien wie Phosphor und Calcium gefüttert – dann fängt die Mischung zum Gären an. Nach dem Fermentationsprozess kann aus einer immer dicker werdenden Flüssigkeit einen Brei abgeschöpft werden, und der wird dann zu dem proteinhaltigen Pulver getrocknet.
Bereits in diesem Jahr soll die erste Fermentations Fabrik der Welt mit der Produktion beginnen. Ende 2022 geht die Fabrik dann in den Regulärbetrieb und wird Lebensmittel aus CO2 und der Luft herstellen. In der Anlaufphase wird schätzen die Gründer das ihre Anlage fünf Millionen Mahlzeiten pro Jahr herstellen kann.
Bisher haben die Finnen bereits 20 verschiedene Gerichte bzw. Produkte entwickelt, die Solein enthalten.
Mit ihrer Idee entkoppeln die Finnen die Proteinproduktion von der ständig zunehmenden Nutzung von Umweltressourcen. Neben dem Vertical Farming können lokale Fermentations-Fabriken in Regionen der Welt aufgebaut werden, in denen Landwirtschaft nicht ertragreich ist. Auch kann auf diesem Weg neben dem Hunger auf der Welt auch die riesige Flächennutzung zurückgedrängt werden, die derzeit für Weideland und Pflanzenanbau für Tiernahrung genutzt wird. Und natürlich: Das Treibhausgas CO2 wird eingedämmt und kann auf dem Weg der Fermentation auch noch abgebaut und einer neuen Verwendung zugeführt werden.
Mit Vertical Farming und lokalen Fermentations-Fabriken, können in den kommenden Jahrzehnten genug Lebensmittel für alle Menschen auf der Welt verfügbar sein und der Hunger auf der Welt damit gestillt und die Klimabelastung stark reduziert werden.